Der Equality-Tanzsport ist – anders als im gemischtgeschlechtlichen Tanzsport – dadurch gekennzeichnet, dass alle gemeinsam in einem Turnier tanzen: ambitionierte Turniersportler_innen und entspannte Breitensportler_innen. Der Equality-Tanzsport weist in den letzten Jahren eine deutliche Steigerung der tänzerischen und sportlichen Qualität auf. Das ist eigentlich eine schöne Sache. Aber: Immer mehr Tänzer_innen fühlen sich den hohen Qualitätsansprüchen (von wem eigentlich?) nicht mehr gewachsen und trauen sich nicht auf die Turnierfläche. Das führt dazu, dass die eigentlich den echten Einsteiger_innen exklusiv vorbehaltene D-Klasse entweder verwaist oder durch die Wertungsrichter_innen mit der (nur manchmal unteren) C-Klasse besetzt werden. Es bleibt so kein Platz mehr für echte Einsteiger_innen. „Wir müssen leider draußen bleiben“ macht sich als Gefühl breit.
Wir müssen etwas tun! Alle!
Deswegen wollen wir Euch als Tanzvereine und Tanzschulen anregen, eigene Ideen zu entwickeln und Aktionen auszuprobieren, um mehr Einsteiger_innen zum Turniertanz zu bewegen. Davon haben alle etwas: Die Ausrichter_innen von Turnieren und die Tanzvereine und Tanzschulen, bei denen die neuen Turniertänzer_innen fleißig trainieren wollen. Der DVET-Sportausschuss will die Aktionen begleiten und die Erfahrungen auswerten. Dazu haben wir erste Ideen entwickelt, wie wir einerseits mit Aktivitäten vor/neben den Turnieren Einsteiger_innen animieren können und andererseits wie wir mit Aktivitäten auf den Turnieren deren Attraktivität steigern können. In Auswertung der ersten Erfahrungen wollen wir dann konkrete Empfehlungen entwickeln und ggf. auch Ideen für unsere Turniere ergänzen. Der DVET wird zusätzlich überlegen, ob eigene unterstützende Aktivitäten hinzu kommen.
Zielsetzung
- Interessierte Tänzer_innen ohne bisherige Tanzsporterfahrungen sollen eine niederschwelligere Möglichkeit bekommen, Turnierluft zu schnuppern und Begeisterung für sportlichen Wettbewerb entwickeln können.
- Wir wollen, dass sich alle auf unseren Turnieren zu Hause fühlen, egal, wie gut sie tanzen, egal ob sie sich als Breitensportler_innen oder Turniersportler_innen empfinden.
- Wir wollen unseren Turnieren wieder ein wenig des Spaßes der „wilden Anfangszeiten“ zurückgeben - ohne den sportlichen „Ernst“ zu stören.
- Wir wollen die bisherigen „normalen“ Equality-Turniere mit den Aktionen unterstützen und keinesfalls „Konkurrenzveranstaltungen“ zu diesen entwickeln.
- Wir wollen größere und „echte“ D-Klassen mit mehr Einsteiger_innen und Breitensportler_innen.
Vorsicht!
Unsere Community ist zu klein, als dass wir es uns leisten könnten, „Parallelwelten“ aufzubauen. Dementsprechend wollen wir keine extra „Breitensportturniere“. Sehr wohl wollen wir aber ausgesprochene Breitensportaktivitäten auf unseren gemeinsamen Turnieren.
Alle Aktivitäten sollen somit deutlich unter dem Stern stehen, dass es danach schnurstracks zum „richtigen“ Turnier geht. Diese attraktiv für Einsteiger_innen zu machen, muss unser Ziel sein.
Ideen für Aktivitäten vor/neben unseren Turnieren
Practice-Night mit Turniersimulation
In Tanzschulen und –vereinen, in denen potenzielle Turnierpaare trainieren, kann vor einem Turnier eine Turnierprobe in einer so genannten Practice-Night o.ä angeboten werden. Die Turnierprobe soll eine „Simulation“ eines Turnieres darstellen, ohne, dass es ein Turnier ist (d.h. es erfolgen keine Wertungen). Dabei bekommen die Tanzenden eine Idee von Freud und Leid auf dem Turnier. Und hoffentlich fangen sie Feuer. Folgende Ideen/Empfehlungen:
- Tanzen in „besonderer Klamotte“ macht es festlich und motiviert zu besserem Tanzen.
- Die Simulation sollte ein feuriges Publikum beinhalten, dessen Applaus die Paare über die Tanzfläche schweben lässt.
- Die Simulation kann aber auch mit kritisch blickenden „Wertungsrichter_innen“ zu einem aufregenden Hindernislauf werden. Auch wenn diese keine Kreuzchen vergeben, können und sollten sie später Feedback an die Paare geben.
- Bei einer „Simulation“ der Sieger_innen-Ehrung könnten alle einen Teilnahme-Preis erhalten.
Vorbereitungsworkshops für große Turniere
Gerade in den Equality-hot-spots kann es Sinn machen, Turnierunerfahrene in speziellen Workshops auf das dann erste (oder fast erste) Turnier vorzubereiten. In diesen Workshops können die großen Fragen beantwortet werden und der letzte wichtige Schliff angelegt werden. Ideen sind willkommen.
Wettbewerbe für Einsteiger_innen
Ziel ist es, in möglichst kleinen und überwiegend regionalen Wettbewerben die Schwelle vom Hobby zum Sport zu verringern, Freude am Tanzsport zu wecken, und die Begeisterung für den Turniersport zu entdecken. Im Ergebnis sollen diese Nachwuchssportler_innen dann die Equality-Turniere bereichern. Folgende Ideen/Empfehlungen:
- Die Wettbewerbe richten sich grundsätzlich vor allem an Paare, die noch nicht Turnier getanzt haben. Sie können von den Ausrichter_innen aber erweitert ausgeschrieben werden um Paare, die in der jeweiligen Sektion bisher ausschließlich in der untersten Klasse eines Turnieres getanzt haben (D-Klasse, oder sofern diese fehlte C-Klasse), so dass eine ausreichende Anzahl von Paaren zu Stande kommt. Etablierte Leistungspaare sollen nicht an diesen Wettbewerben teilnehmen können.
- Die Wettbewerbe unterliegen nicht den DVET-Turnierregeln. Die Ausrichter_innen unterstreichen diese Abweichung dadurch, dass z.B. Tänze von Standard & Latein in einem Wettbewerb getanzt werden, oder aber auch echte Tanzschultänze, wie Foxtrott, alte Rumba und Discofox.
- Als Wettbewerbsleiter_innen und Wertungsrichter_innen sollen geeignete Personen eingesetzt werden, die die notwendige Erfahrung oder Beurteilungsvermögen haben (z.B. Trainer_innen, Sportwart_innen, etc.). Es ist jedoch nicht notwendig, dass diese Lizenzträger des DTV sind.
- Bei einem großen Feld kann in Gruppen unterschieden werden (z.B. Frauen/Männer, Hauptgruppe/Senior_innen, Champions- und Showstarts oder was auch immer euch einfällt).
- Diese Wettbewerbe sollten ihr Selbstverständnis als „Vorbereitungsturnier“ deutlich nach außen tragen.
- Sie unterscheiden sich von den nachfolgend aufgeführten Fun-Turnieren dadurch, dass hier korrektes Tanzen (Technik & Takt) bewertet wird.
Ideen für Aktivitäten auf unseren Turnieren
Funturnier
Es gibt zahlreiche Turniere, bei denen ein Funturnier bereits lange Tradition hat (Cha-Cha-Turnier in Wien und nun auch in Paris). Hier ist es nicht das Ziel, die beste tänzerische Leistung zu zeigen, sondern Spaß! Der kann sich ausdrücken in tollen Outfits, in super spontanen Paar-Kombinationen, in der Rollenverteilung „andersherum“, in einer verrückten Choreographie. Folgende Ideen/Empfehlungen:
- Als Jury-Mitglieder_innen eignen sich z.B. Tanzlehrer_innen, ehemalige Tänzer_innen, wichtige Persönlichkeiten der Equality-Szene etc., d.h. Menschen, die damit eine gewisse Auszeichnung erhalten und/oder die mit ihrem Einsatz das Turnier aufwerten.
- Spaß macht es natürlich nur, wenn die Jury mitspielt, d.h. auch WIRKLICH NICHT Technik bewertet, sondern z.B. das Außergewöhnliche und Ausgelassene.
- Die Ausrichter_innen dürfen gute Paare (z.B. die oberen Klassen) ausschließen.
- Bei einem großen Feld kann in Gruppen unterschieden werden (z.B. Frauen/Männer, Hauptgruppe/Senior_innen, Champions- und Showstarts oder was auch immer Euch einfällt).
- Die Sieger_innenehrung darf festlich sein und sollte nach der Sieger_innen-Ehrung der unteren Klassen und vor der letzten Sieger_innen-Ehrung des Turnieres erfolgen.
Einzeltanz-Wettbewerbe oder 10-/8-Tänze-Wettbewerbe
Es gibt auch Wettbewerbe über einzelne Tänze, die sich ggü. den Fun-Turnieren vor allem durch den sportlichen „Ernst“ unterscheiden (z.B. das Wiener Walzer-Turnier in Wien, Discofox-Turnier in Dresden und Zürich). D.h. hier wird nach Technik gewertet. Das sollte aber niemanden davon abhalten, Spaß zu haben, Partner_innen oder Rollen zu wechseln. Ein Teil des Spaßes kann auch daher kommen, dass ein Tanz, der einem Großteil der Startenden vorbehalten ist (weil er nur in den höheren Klassen getanzt werden darf), nun für alle offen ist (z.B. Paso doble). Dieses kann auch mit ausgeschriebenen 10-Tänze-Turnieren erreicht werden (oder je nach Zielgruppe 8 Tänze). Folgende Ideen/Empfehlungen:
- Wertungsrichter_innen sollten Technik werten können, d.h. sie sind in der Regel die Wertungsrichter_innen des Gesamtturnieres.
- Ansonsten siehe Fun-Turnier
Team-Wettbewerbe
Team-Wettbewerbe können Einsteiger_innen die Möglichkeit bieten, sich in der Gruppe zu „verstecken“ und doch zu starten. Folgende Ideen/Empfehlungen:
- Die Teams sollten aus Paaren unterschiedlicher Leistungsstufen gebildet werden. Z.B. aus mind. 4 Paaren, davon max. ein A-Paar, mind. ein neu-startendes Paar (ggf. auch nur neue Kombination, sofern nicht bisher A-/B-Klasse)
- Es könnten auch Mixed-Paare zugelassen werden, sofern sie die Rollen gewechselt haben bzw. wechseln.
- Die Teams können, aber müssen nicht, aus einem Verein, einer Stadt, einem Land sein.
Sonderpreis für Unerschrockenheit
Niemand will den letzten Platz im Turnier einnehmen. Diese Vorstellung hält viele Paare vom Starten ab. Irgendwie verständlich. Aber irgendein Paar muss es treffen. Manchmal trifft es die Anfänger_innen des Turniersports. Aber so lange die echten Anfänger_innen sich nicht trauen, trifft es häufig genug Paare, die bereits lange tanzen und wirklich gute Technik zeigen. Das ist unfair! Um diesen Paaren die Anerkennung zukommen zu lassen, die ihnen dafür gebührt, dass sie sich nicht von der Möglichkeit abschrecken lassen, letzte im Turnier zu werden, können wir ihnen einen Sonderpreis für ihren Mut, ihre Unerschrockenheit und bisweilen für ihre Ausdauer zukommen lassen. Diese Paare tun viel für unseren Turniersport!!! Wir wollen ihnen die Wertschätzung zukommen lassen, die ihnen gebührt. Folgende Ideen/ Empfehlungen:
- Das ist kein Trostpreis, weil wir nicht meinen, dass hier jemand „verloren“ hat.
- Es ist ein erster Preis für Unerschrockenheit ggü. allen, die sich nicht trauen, zu starten(„Tapferkeitsmedaille“).
- Und es ist eine Anerkennung für die tänzerische Leistung.
Kür des „Paars des Turniers“ durch Breitensport-Jury
Verbunden mit einem Aufruf zur breiten Teilnahme an einem Turnier kann eine spezielle Jury (z.B. Breitensport-Jury) die neu startenden Paare bzw. die Paare der unteren Klassen getrennt bewerten. Dazu sollten die Kriterien weniger die Technik beinhalten (das tun ja bereits andere), sondern mehr an den Kriterien des Fun-Turniers angelehnt sein – ohne dass das Turnier getrennt ausgetragen würde. Folgende Ideen/Empfehlungen:
- siehe Fun-Turnier
- Es wäre auch möglich, das Publikum aufzufordern ein „Paar des Turniers“ zu wählen, welches sie am meisten beeindruckt hat.
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