ein Kommentar von unserem Sportwart Thorsten Reulen zum
Grand Prix des TSC conTAKT Düsseldorf, 26.1.2013
Dass in Düsseldorf alljährlich eines der ältesten und mithin auch traditionsreichsten Tanzturniere für Frauen- und Männerpaare ausgetragen wird, hat sich bis heute nicht wirklich herumgesprochen. Nicht im Norden, Süden und Osten Deutschlands, und schon gar nicht im Ausland, abgesehen von den Niederlanden. Die Verantwortlichen des „Grand Prix des TSC conTAKT Düsseldorf“ haben über die Jahre gewechselt, waren aber stets rührig und haben die Veranstaltung über die Jahre hinweg professionalisiert.Eingebracht hat das in den letzten Jahre zwar mehr Zuschauer, aber Zahl und Herkunft der startenden Paare haben den Grand Prix im Grunde ein Regionalturnier bleiben lassen. Was eigentlich schade ist. Auch vor dem Hintergrund, dass mit dem Boston Club ein Veranstaltungsort zur Verfügung steht, der weitaus mehr Paaren Platz böte - in den Umkleiden wie auf der Tanzfläche.
Die 11.Auflage am 26. Januar 2013 sah je 15 Standard- und Lateinpaare aus immerhin fünf Ländern in jeweils drei Klassen, wobei es in Standard deutlich einfacher war, die Trennstriche zwischen den Klassen zu ziehen.
Wie immer bei diesem Turnier standen Frauen- und Männerpaare gemeinsam auf der Fläche und traten gegeneinander an. Was früher einmal der Normalfall war, ist über die Jahre immer seltener und wohl auch unbeliebter geworden, und so mag der direkte Wettbewerb „Frauenpaar gegen Männerpaar“ einer der Gründe dafür sein, warum in Düsseldorf nicht mehr Paare an den Start gehen.
Möglicherweise ist das aber auch Humbug, denn die Frauenpaare waren insgesamt deutlich in der Mehrheit, und genau die fühlen sich ja in gemeinsamen Turnieren oft unwohl oder zu schlecht bewertet.
Im Standardbereich brachte das erste Turnier des neuen Jahres schon wieder ein paar neue Fräcke – vorrangig für führende Frauen. Die Tendenz, dass bei Frauenstandardpaaren die Führenden immer stärker einen klassischen männlichen Look annehmen, setzt sich damit fort. Das sieht im Einzelfall gut aus und passt zum Typ, aber in der Masse finde ich diese Entwicklung eher befremdlich und sehe darin weder übergeordnetes Ziel noch Zukunft des gleichgeschlechtlichen Tanzsports.
Man ließ nicht durchgängig nach den Regeln der ESSDA tanzen, sondern gönnte sich die eine oder andere kleine Freiheit, wie gewertete Vorrunden bei kleinen Klassen oder Solotänze bei den A-Finals. Auch dies ist die Fortsetzung einer Tendenz aus dem Vorjahr. Die Turnierregularien der ESSDA werden gern als Grundgerüst herangezogen, aber Turniere, in denen 100% ESSDA drin stecken, sind selten. Die Paare scheint es nicht zu stören; die ESSDA schon eher. Will sie doch in Zukunft am liebsten Geldstrafen kassieren für Nichteinhaltung der Regularien. Der DVET ist in dieser Sache um Einiges entspannter.
Sportlich ging fast alles seinen erwarteten Gang. Während in Standard ein ausgeglichenes und –angesichts der zeitlichen Ferne von Meisterschaften verzeihbar – nicht ganz in Topform befindliches A-Feld für einen schönen Wettbewerb sorgte, zogen in Latein Santiago Granizal und Antonio Castillo bei ihrem ersten Start in Düsseldorf einsam ihre kreise und alle Blicke auf sich. Nicht ganz so brillant wie vor drei Monaten in Blackpool (mangels ernsthafter Konkurrenz aber auch kein Wunder), sind die beiden Spanier für mich weiterhin heiße Medaillen- und möglicherweise sogar Titelanwärter für die WM im August.
Insgesamt war das Startfeld ein buntes Gemisch aus Altbekannten, Rückkehrern, Neukombinierten – und wie immer zu wenigen wirklich neuen Paaren. Bemerkenswert, dass das Lateinfeld nicht kleiner war als das Standardfeld, zumal auf so einer standardaffinen Tanzfläche.
Etwas Neues gab es aber auch noch: Neben Urkunden und Medaillen wurden vom DVET erstmals Equality-Ergebnispässe an die Teilnehmer ausgegeben, in denen die Turnierergebnisse des Düsseldorfer Grand Prix eingetragen worden waren. Vom Layout her stark an die Startbücher des DTV angelehnt, sind diese Ergebnispässe (verbandsintern liebevoll „Poesiealben“ genannt) alles andere als ein offizielles Dokument, bieten aber allen Interessenten die Möglichkeit, sich dort in Zukunft Turnierergebnisse vom jeweiligen Ausrichter eintragen zu lassen. Der Pass kann von der Webseite des DVET heruntergeladen und ausgedruckt werden, und eine englischsprachige Variante soll auch noch folgen.
Wieder einmal war es ein schöner Turniertag in Düsseldorf. Zwar mehr preußisch-solide als rheinisch-frohnatürlich, aber beides hat ja seine Anhängerschaft und Berechtigung. Auf dass es sich doch noch ein bisschen mehr herumspricht, dass das Turnier einen Besuch bzw. eine Teilnahme lohnt. Allein die Tatsache, dass diesmal Wertungsrichter aus drei Ländern an der Fläche standen, zeigt ja, dass man bereit wäre für mehr Teilnehmer aus dem Ausland und aus entfernteren Gegenden Deutschlands. Dann würde auch bestimmt mehr auf Englisch moderiert!
Text: Thorsten Reulen (Sportwart des DVET)