Kurz nach Ostern lud die Association Rainbow Evidanse in Zusammenarbeit mit dem Französischen Tanzverband (FFD) zum Rendez-vous de Paris und versprach ein Wochenende voller Herausforderungen, Spaß und Unterhaltung. Fünf Deutsche Paare folgten dieser Einladung und nahmen am Turnier teil: Mit Erfolg!

Am 13. April 2024 öffnete das Gymnase Japy seine Türen für die Teilnehmenden der diesjährigen Edition des „Rendez-vous de Paris“, dem einzigen internationalen Equality-Turnier in Frankreich. Ein Hauch Olympia war bereits zu spüren, denn es hingen schon die ersten Banner an den Wänden und Geländern.

Insgesamt gingen an diesem Wochenende 30 Paare in sieben unterschiedlichen Kategorien an den Start. Team Deutschland ging dabei mit fünf Paaren ins Rennen, die ihren Siegeswillen und ihre tänzerische Qualität in diesem Turnier deutlich unter Beweis stellen sollten.

Der Turniertag wurde von den Equality Open Latein eröffnet. Ein Tanzwettbewerb, der allen Paaren offensteht, egal ob gleichgeschlechtlich, gemischt oder nicht-binär. Hier konnten sich Damian Spyrka & Marc Hartung-Knöffler (Tanzsportzentrum Blau-Gold-Casino Darmstadt) souverän den dritten Platz in der A-Klasse, im zweitgrößten Startfeld des Tages, sichern.

Kurz darauf gewann das amerikanische Männerpaar, bestehend aus Justin Miller und James Repett, die extra für dieses Turnier angereist waren, die Showtanz-Kategorie. Silber sicherten sich die Engländer Bradley und Soren Stauffer-Kruse, welche mit sehr unterhaltsamen Elementen die Beziehung eines pinken Pudels zu dessen Herrchen vertanzten.

Auf der vertraut glatten Fläche wurde anschießend das Turnier der Frauen Latein und Männer Standardpaare ausgetragen. Unter dem Jubeln des gut gelaunten Publikums ging es nach dem Präsentationstanz ChaChaCha direkt ohne Pause weiter mit der Sichtungsrunde. Hier mussten die sieben Frauenpaare alles geben, wurde wie gewohnt die Musik bis zum letzten Ton ausgereizt. Andrea Gall-Stahl & Mareike Stahl, die für den SWC Esslingen an den Start gingen, sicherten sich in der C-Klasse den zweiten Platz und wurden in der Rumba sogar auf den ersten Platz gewertet. Danach ging es für Julia & Sandra Schüning nach der zweiten Sichtungsrunde ohne Umwege in die B-Klasse der Frauen-Lateinpaare, wo sie im Finale, und erneut ohne Verschnaufpause zwischen den einzelnen Tänzen, die Silbermedaille für den TTC Rot-Weiß-Silber Bochum ertanzten.

Auch bei den Herren ging es genauso sportlich und pausenlos weiter. Hier starteten insgesamt sieben Paare. So gewannen Michael Kraus und Lars Thybo Norgaard (SWC-Esslingen) die Silbermedaille in der B-Klasse der Männer-Standardpaare.

Die Finals der A-Klassen fanden dann geschachtelt statt. 2023 tanzten Ute Graffenberger und Sarah Borchert ihr erstes gemeinsames Turnier in Paris und gewannen damals Silber in der A-Klasse. Auch in diesem Jahr qualifizierten die beiden sich für die A-Klasse der Frauen-Lateinpaare und durften nach der zweiten Sichtungsrunde im Finale für ihre Heimatvereine - den TTC Rot-Gold Köln und den TSC conTAKT Düsseldorf e.V. – an den Start gehen. Mit der Unterstützung des euphorischen Publikums hieß es dann nochmal alles geben in den nächsten fünf Tänzen. Erfolgreich und mit allen gewonnen Tänzen sicherten sich die beiden in diesem Jahr die Goldmedaille gegen die französischen Herausforderinnen Zoe Bertherat-Dentone und Mathilde Galinier.

Nach der Siegerehrung und einer kurzen Mittagspause ging das Turnier weiter mit den Equality Open Standard und der ChaCha- und Tango-Fun-Competetition. Am Abend hieß es dann wieder Daumen drücken für Julia & Sandra Schüning, die nach sechs Stunden Turnier in den Knochen erneut für ihren Verein in Bochum in der Frauen-Standardsektion an den Start gingen. Hier tanzten sie sich in A-Klasse, in der sie die Bronzemedaille gewinnen konnten. Auch Michael Kraus & Lars Thybo Nogaard gaben nach einem langen Turniertag nochmal alles und gewannen so die B-Klasse der Latein-Männerpaare.

Beendet wurde dieser grandiose Tag in Paris mit dem traditionellen Ball am Abend, bei dem alle Zuschauenden und Teilnehmenden vergnügt und in lockerer Atmosphäre das Tanzbein zur Musik schwingen durften.

Doch damit sollte die Veranstaltung noch nicht ganz vorbei sein, denn seit mehreren Jahren finden am Sonntag, im Anschluss an das „Rendez-vous de Paris“, Workshops und Lectures zu ausgewählten Themen statt. In diesem Jahr begeisterten die Wertungsrichter und ehemaligen Champions Camélia Matatianu & Bruno Petit sowie Militina Kradenova & Angelik Meier die Teilnehmenden mit ihrem Fachwissen zum Körpergewicht in Bewegung, Gegenkörperbewegung im Walzer und Slowfox, Zigzags in der Samba und der Twist Turn im Paso Doble.

Nach den Workshops ging dann für alle ein aufregendes und erfolgreiches Wochenende seinem Ende entgegen. Doch es wird bestimmt nicht das letzte Mal gewesen sein, dass sich Team Deutschland auf den Weg nach Frankreich gemacht hat, denn: Paris ist immer eine Reise wert.



Lars Keller (Pressesprecher des Tanzsportverbands Baden-Württemberg) hat einen schönen, ausführlichen Bericht über die diesjährigen Eurogames in Bern geschrieben und viele tolle Bilder dazu beigesteuert. Dieser Artikel wurde in der Oktober/November-Ausgabe des Tanzspiegels veröffentlicht, den wir auf unserer Seite zur Verfügung stellen dürfen.

Einen Tag nach dem ziemlich chaotischen Montag sieht die Welt (bzw. die Hauptstadt des mexikanischen Bundestaats Jalisco) schon wieder ganz anders aus: Nach einigen guten Ratschlägen von Equality-Persönlichkeiten aus Deutschland und England an die Turnierverantwortlichen (die vor Beginn des zweiten Turniertages noch eine Krisensitzung angesetzt hatten), lief der zweite Tag dieser ungewöhnlichen Equality-WM um einiges geschmeidiger ab als der erste. Zumindest wurde keine Siegerehrung vergessen und keine doppelt durchgeführt. Warum es nach wie vor immer wieder lange Unterbrechungen gibt, in denen nichts passiert, anderseits die Paare aber fast ohne Verschnaufpausen durch ihre Runden in der dünnen mexikanischen Höhenluft (wir liegen hier auf über 1500m) gehetzt werden, erschließt sich allerdings nicht wirklich. Und das wird wohl auch am dritten Tag so hingenommen werden müssen.

Das am zweiten Tag zu absolvierende Programm war etwas kleiner, und auch darum etws leichter zu bewältigen Wir sahen u.a. fünf Mexikanerinnen und einen einzelnen Mexikaner beim lateinamerikanischen Alleintanzen, eine ganz wunderbar skurrile US-amerikanische Männer-Showdanceformation, die als neuer Weltmeister absolut in Ordnung geht, und im Bereich des "ernsthaften" Tanzsports ging es um die Titel über 10 Tänze bei den Männern, bei den Frauen und bei den männlichen Senioren. Um es gleich zu sagen: Spannend war es nicht.

Die deutschen Vertreterinnen Miriam Meister und Angela Pikarski (HGR F) sowie die Herren Simone Biagini und Thomas Bensch (SEN M) waren schon vorab favorisiert in der Sektion Kombination. Nach ihren beiden Siegen in den Standardturnieren am Vortag schien Gold nur noch selbstverständlicher zu sein. Ganz so dominant wie es zu erwarten war, waren die beiden Paare dann zwar doch nicht, aber die Siege waren trotzdem klar, und somit hat sich das Medaillensammeln der DVET-Paare am zweiten Tag fortgesetzt. Der Sieg über 10 Tänze in der Hauptgruppe der Männer ging übrigens in die USA. Lobend zu vermerken ist, dass die Zuschauerzahl an diesem Tag nur wenig niedriger war als am Vortag. Während sich das Publikum in Europa an 10-Tänze-Tagen gern einen schlanken Fuß macht (sprich: etwas anderes unternimmt), ist das US-Publikum, das hier klar in der Mehrheit ist, dem Tanzsport ganz unabhängig vom Tagesprogramm treu ergeben und sitzt pünktlich zu Beginn des ersten Turniers auf seinem Platz. Dafür ein Extra-Sternchen.

Nun geht es in den letzten Turniertag und damit in die Turniere der Lateinspezialisten. Während es bei den Frauen und den Senioren auf dem Papier klar aussieht, könnte es bei den Männern den ersten, letzten und einzigen echten Showdown dieser WM geben. Sechs Paare aus fünf Ländern (USA, CAN, MEX, PHI und 2x GER) sind für die A-Klasse gemeldet, darunter auch ein Titelverteidiger der WM in Paris 2018, der wohl auch diesmal leicht favorisiert ist und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das schickste Kleid und die hochhackigsten Schuhe des Startfelds in die Waagschale werfen wird.

Manches gibt es eben doch nur bei Weltmeisterschaften zu sehen. :-)

Direkt von vor Ort berichtet unser Bundesportwart, Thorsten Reulen, über die Weltmeisterschaften im Rahmen der GayGames 2024 in Guadalajara:


Das Mexikobild der Babyboomer-Generation (von der ich ein nachgeborenes Exemplar bin) basiert auf Rex Gildo (einem schwulen Bayern), auf Speedy Gonzales (einer Trickfilmmaus) und auf dem Anschauen unzähliger berittener, betrunkener und um sich ballernder Banditen, die edlen, blassen, gottesfürchtigen Siedlern nach dem Leben trachten. Natürlich machen wir uns diese Klischees als DVET-WM-Delegation nicht zueigen. Auch Parallelen aus der Sportwelt (unvergessen: Pierre Littbarski mit Schlapphutsombrero https://www.youtube.com/watch?v=tffACIijQ8k) verbitten wir uns.

Wir wollen gern glauben, dass Mexiko zu unrecht als rückständig und gewalttätig beleumundet ist und dass Guadalajara, die zweitgrößte Stadt des Landes, sehr wohl dazu in der Lage sein wird, ein großes Sportevent wie die GayGames, auch mit kurzer Vorlaufzeit, adäquat auf die Beine zu stellen und Sportlerinnen und Sportler aus der ganzen Welt freudig Willkommen zu heißen und dabei zu demonstrieren, dass Guadalajara eine weltoffene und tolerante Stadt ist, die unter anderem auch über eine vibrierende schwullesbische Szene verfügt. Wäre es nicht so, hätte sich die Federation of GayGames ja nicht Guadalajara als Co-Gastgeber der 11. Gay Games ausgesucht.
Soweit der Anspruch.

Die Wirklichkeit sieht anders aus. Zwar blieben uns Banditen und Rennmäuse bis jetzt gänzlich erspart, aber mit "Fiesta Mexicana" war bis jetzt auch nicht viel zu wollen. Das ganze Drumherum dieser Multisportveranstaltung ist verglichen mit zurückliegenden Ausgaben dieser Veranstaltung ziemlich armselig. Ich weiß nicht, wie es medial aussieht, aber bei einem Gang durch die Stadt deutet nichts darauf hin, dass hier gerade GayGames im Gange sind. Die Eröffnungsfeier war diskret am Stadtrand, es gibt kein Rainbow Village in der Stadt, keine Beflaggung, keine Plakate, einfach gar nichts. Und die offizielle Teilnehmerzahl von ca. 2.500 Menschen verläuft sich einfach in der Stadt. Es sind Schmalspur-GayGames, die hier stattfinden. Was das für die Zukunft der GayGames bedeutet und für zukünftige Equality-Weltmeisterschaften, das soll hier jetzt aber nicht Thema sein.

Reden wir lieber über Tanzsport. Fünf der sechs DVET-Paare sind inzwischen eingetroffen und wohlauf, das sechste Paar wird für Dienstag erwartet. Kaum zu glauben aber wahr: Mit seinen sechs A-Paaren stellt der DVET 75% aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Europa. Nur aus England und Polen findet sich noch je ein Paar. Dazu eines aus Kanada, eines von den Philippinen, einige aus dem Gastgeberland Mexiko. Alle anderen Paare und Teams kommen aus den USA, aber auch das nur in einer sehr übersichtlichen Anzahl. Meldungen für die Klassen D und C gibt es fast gar nicht, und wenn die Veranstaltung nicht durch das Zusatzprädikat IFSSDA-WM überproportional A-Klassen-Paare angezogen hätte, hätte sie wahrscheinlich komplett abgesagt werden müssen.

Equality-WM also. Die erste seit fünf Jahren. Was allein schon für Zulauf hätte sorgen sollen. Eigentlich. Mit deutschen Ambitionen, die sich wahrlich nicht nur aus den niedrigen Meldezahlen ergründen, durch diese aber noch einmal zunehmen. Zehn Medaillen aus voraussichtlich zwölf Starts konnte man vorher als Minimalziel ausgeben, ohne als größenwahnsinnig zu gelten.

Vielleicht ist es aus sportlicher Sicht gar nicht so schlecht, dass draußen vor der Tür so wenig geboten wird. Denn das macht es einfacher, sich auf das Tanzen zu fokussieren. Und diesbezüglich haben die drei deutschen Paare, die am ersten Turniertag in den Standardtänzen und im Showdance an den Start gegangen sind, mehr als überzeugt. In einem WM-würdigen, zum Tanzsaal umgebauten Theater, unter riesigem Leuchter und auf großer Tanzfläche, sowie unter den Augen eines internationalen Wertungsgerichts (darunter auch Kerstin Stettner als Mitbringsel aus der Heimat) lieferten die deutschen Paare relativ gnadenlos ihre Leistung ab. Als sei es ein Turnier in der heimischen Zeitzone. Bei den beiden anderen europäischen Paaren war das zumindest an diesem ersten Tag noch nicht der Fall. Heraus kamen bei den Frauen Gold und Silber sowohl in den Standardtänzen als auch im Showdance.

Leistungsmäßig gewohnt eng beieinander liegend setzten sich diesmal Miriam Meister und Angela Pikarski aus Köln gegen Tania und Ines Dimitrova aus Berlin durch. Dadurch wurden sie nicht nur neue Weltmeisterinnen, sondern setzen auch eine lange Tradition in dieser Teildisziplin fort, die schon immer und ausnahmslos rheinische Paare an der Spitze gesehen hat. Im Showdance der Frauenpaare konnten die versierten Dimitrovas den Spieß dann allerdings umdrehen, sich mit ihrem EM-Gold-Programm "Pilot und Stewardess" gegen "Rise like a Phoenix" von Meister/Pikarski durchsetzen und sich nun Weltmeisterinnen im Showdance nennen. Die entsprechenden Titel bei den Männern gingen ohne große Gegenwehr nach Polen (Standard) und auf die Philippinen (Showdance). Von letzterem wird im Zusammenhang mit dem am Mittwoch anstehenden Lateinturnier sicher noch zu reden sein.

Hier und jetzt soll hingegen lieber die Rede sein von Simone Biagini und Thomas Bensch, die bei den Senioren drei Starts vor sich haben und am ersten Tag mit dem WM-Titel in den Standardtänzen jenen Sieg einfuhren, der vorab als am wenigsten wahrscheinlich gelten musste. Optisch relativ souverän (die Detailwertung liegt noch nicht vor), konnten sie sich gegen die englischen Vize-Europameister Dane/Haycock durchsetzen.

Die WM-Titel von Meister/Pikarski und Biagini/Bensch sollten Appetit und Lust machen auf den zweiten Turniertag, an dem für beide die 10-Tänze-Turniere anstehen. Mit der Lust ist das allerdings so eine Sache. Wenn auch rein sportlich alles gut und fair ablief, so war der erste Turniertag dennoch eine Anhäufung von Pleiten, Pech und Pannen unfassbaren Ausmaßes, über die noch zu reden sein wird. Teils surreal, teils einfach katastrophal erlebten wir Aspekte der Turnierdurchführung und der Präsentation, die selbst ich mit meinen über 25 Jahren Equality-Turniererfahrung noch nicht erlebt habe. Das muss besser werden am zweiten und am dritten Tag. Viel besser. Allein schon aus Respekt gegenüber den ausländischen Paaren, die viel Zeit, Geld und Mühe in den Start bei dieser WM gesteckt haben. Auch wenn WM-Medaillen eine tolle Sache sind: Sie sind eben nicht alles.

Mit der Hoffnung auf einen besser funktionierenden zweiten Turniertag verbleibe ich zunächst mit einem kräftigen Hossa! und sende Grüße aus der trockenen Wärme in die feuchtkalte Heimat.

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